Wie bringt man Studierende dazu, Italienisch fast wie in Italien zu sprechen? Die Antwort liefert das Projekt In Medias Tres am Sprachenzentrum der Universität Passau – mit echter Projektarbeit, spannenden Recherchen und selbst produzierten Videos. Dahinter steht Valentina Stickdorn, Lektorin für Italienisch, die das Seminar vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat – mit einer klaren Vision: Sprache soll nicht nur gelernt, sondern gelebt werden.
Seitdem durften wir sie mit großer Freude von medientechnischer Seite begleiten. Ob in Studioproduktionen, bei Schulungen zu Kameraarbeit und Videoschnitt, beim Einsatz unseres mobilen Equipments oder bei der Präsentation über eine Webseite: Das ZMK (Zentrum für Medien und Kommunikation) steuert die mediale Infrastruktur bei, damit kreative Sprachvermittlung technisch professionell umgesetzt werden kann.
Im folgenden Beitrag gibt Valentina Stickdorn, Lektorin für Italienisch am Sprachenzentrum der Universität Passau, Einblick in das Projekt In Medias Tres. Seit zehn Jahren verbindet sie darin Sprache, Medien und interdisziplinäre Themen – praxisnah, kreativ und ganz auf Italienisch.
Gemeinsam mit Studierenden und unterstützt durch das ZMK entstehen so Videoprojekte, die zeigen: Sprache wird am besten lebendig, wenn sie echte Inhalte transportiert.
Buongiorno a tutti!
Seit zehn Jahren begleiten mich die Studierenden von In Medias Tres mit ihrer Kreativität, Neugier und Energie. In diesem Beitrag möchte ich erzählen, wie aus einer Idee ein Projekt wurde – und warum Italienischlernen manchmal mehr mit Pizza, Politik und dem Dichter Horaz zu tun hat, als man denkt.
Italienisch im Kontext – das Projekt „In Medias Tres“
In Medias Tres ist ein besonderes Italienischseminar auf C1-Niveau, das Sprache in Handlung übersetzt. Die Klasse wählt gemeinsam ein Thema mit Italienbezug – wir hatten zum Beispiel die Auswanderung nach Deutschland („La deutsche Vita“), die Tradition der echten Pizza („Habemus Pizzam“) oder das Verhältnis zwischen Nord- und Süditalien („Mosaico Italia“) – und recherchiert dazu intensiv mit zahlreichen Kontakten. Interviews mit Gesprächspartner*innen aus Italien gehören ebenso dazu wie die Konzeption und Produktion einer eigenen Videogeschichte – natürlich komplett auf Italienisch.
Dabei geht es nicht nur ums Sprechen. Die multimediale Projektarbeit fördert ein tiefes Verständnis für Sprache, Kultur und Kommunikation. Selbst ohne Vorkenntnisse in Videoproduktion gelingt es den Teilnehmenden, professionelle Ergebnisse zu erzielen – unterstützt durch die technische Infrastruktur des ZMK.
Kreativität als Schlüssel zum Lernerfolg
Die Methode wirkt – und das nachweislich: In Medias Tres feiert im Sommersemester 2025 sein zehnjähriges Jubiläum, und die Ergebnisse sprechen für sich. Die Lernerfolge sind beeindruckend, gemessen nicht nur an den durchgehend sehr guten Noten im Einserbereich, sondern auch am hohen Engagement und der Sprachsicherheit der Teilnehmenden. Der Projektcharakter ermöglicht es den Studierenden, ihre Kreativität und Eigeninitiative einzubringen. Sprache wird dabei zum Werkzeug – nicht zum Selbstzweck.
Warum „In Medias Tres“?
Italienisch ist eine Tochter des Lateinischen, und in Italien verwendet man noch gerne lateinische Wendungen. Der Name ist ein bewusst gewähltes Wortspiel: Er spielt auf die lateinische Redewendung in medias res an – „mitten hinein“ oder „direkt zur Sache“. Der römische Dichter Horaz prägte den Ausdruck, um einen direkten Einstieg ins Geschehen zu beschreiben. Das passt hervorragend zur modernen Videosprache, die sich auf die Kernbotschaft konzentriert.
Die Variation tres verweist auf die drei Fachrichtungen, die im Kurs häufig vertreten sind – Jura, Wirtschaftswissenschaften und Kulturwirtschaft – und betont zugleich die interdisziplinäre Perspektive, die das Projekt prägt. Der Kurs steht jedoch allen Studienrichtungen offen.
Von der Idee zur gelebten Didaktik
Die Idee entwickelte sich während eines klassischen Seminars, in dem mich die Studierenden immer wieder mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement überrascht haben. Meine Intuition war: Wenn die Studierenden so kompetent und ideenreich sind, brauchen sie eine größere Bühne, auf der sie selbstbestimmt arbeiten und eigene Interessen einbringen können. In Medias Tres war geboren. Und: Sprache lernt man am besten im Kontakt mit echten Menschen und Situationen aus Italien. Unser Projekt ermöglicht das.
Anerkennung aus der Fachwelt
Die Wirksamkeit des Projekts blieb auch außerhalb der Universität nicht unbemerkt: 2018 wurde In Medias Tres mit dem ersten Preis für gute Sprachlehre an Hochschulen ausgezeichnet – verliehen vom Arbeitskreis der Sprachenzentren, einer übernationalen Vereinigung. Auch der Europarat, die höchste Autorität im Bereich Sprachlehre in Europa, bestätigt unsere didaktische Ausrichtung. Das Companion Volume – gewissermaßen die „Bibel“ der Sprachdidaktik – betont, dass es beim Sprachenlernen nicht nur um Sprachsysteme geht, sondern um Handlungskompetenz durch Sprache und andere Ressourcen. Deshalb sollen Sprachlehrende ausdrücklich kollaborative Projekte gestalten, „deren wichtigstes Ziel nicht die Sprache selbst ist“ (Council of Europe 2020: 34).
Was den Studierenden besonders gefällt
Man begegnet echten Italiener*innen. Die Sprache wird fast so intensiv verwendet wie in einem muttersprachlichen Umfeld und tritt dabei häufig sogar in den Hintergrund. So wird sie wieder zu dem, was sie ursprünglich ist: ein Mittel zum Zweck. Und das macht nicht nur Spaß, es bringt auch enorme Fortschritte!
Ein weiterer Vorteil: Die Heterogenität in fortgeschrittenen Sprachkursen, sonst oft als Problem gesehen, wird hier zur Stärke. Die Projektarbeit ist vielfältig, sodass jeder nach den eigenen Interessen und Fähigkeiten mitwirken kann, sei es bei Technik, Organisation, Aussprachetraining, Copyrightfragen oder beim Schnitt. Einige führen Interviews mit italienischen Regierungsmitgliedern, andere kümmern sich um Dreh oder Montage, wieder andere koordinieren das Projekt. Sprache wird dabei selbstverständlich genutzt, fast „vergessen“, und erfüllt so ihre eigentliche Funktion: als Werkzeug, um gemeinsam etwas zu schaffen. Genau das macht In Medias Tres zu einer intensiven Italienischerfahrung, ein bisschen ähnlich einem full-immersion-Aufenthalt in Italien.
Zehn Jahre In Medias Tres – und wie geht es weiter?
Nach zehn erfolgreichen Jahren ist eines klar: Die Lernenden selbst sind die besten Lehrmeister*innen. Ihr Feedback und ihre Ideen tragen wesentlich zur Weiterentwicklung des Projekts bei. Deshalb bleibt In Medias Tres ein dynamisches Format – offen für neue Themen, neue Perspektiven und neue Stimmen.
In diesem Sinne: Ein herzliches Dankeschön an die zehn engagierten Jahrgänge, die neben Italienisch und Medienkompetenz viele weitere Herausforderungen erfolgreich gemeinsam gemeistert haben.
Ciao ragazzi, arrivederci a presto!
Valentina Stickdorn